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Mittwoch, 30. Juli 2014

Kloster, Freundschaft, Freakstock

Das im letzten Beitrag erwähnte Kloster zu dem ich gebracht wurde, war in  Niederalteich im Kreis Deggendorf. Da wir erst gegen 20Uhr ankamen, war auch niemand mehr zu sprechen. Wie wir später erfuhren, sind die vorhandenen Zimmer für Tagungsgäste vorgesehen und entsprachen eh nicht meinem Budget. N bisschen verzweifelt nahm ich im Biergarten der Klosterschänke Platz und ebstellte mir ne Klostersuppe. Meine Chauffeurin versuchte derweil mir im Ort nen Schlafplatz klarzumachen. Ich war dazu nervlich und körperlich an diesem Tag nicht mehr in der Lage.
Etwa ne halbe Stunde später kam sie mit ner guten Nachricht zurück. Sie hatte mir für 3Nächte ein Bett klargemacht, nen Pilgerpreis vereinbart und wohl auch schon ne Anzahlung geleistet. So kam ich bei Frau Mayrhofer unter. Die erste Nacht in einer der Ferienwohnung und die anderen beiden im schönen Gartenhäuschen. Jeden Morgen bekam ich freundliche Worte, n tolles Frühstück und Hilfsbereitschaft serviert. Auch ein Fahrrad stand zur Verfügung und das nutzte ich reichlich. Hauptsächlich jedoch, um ins nexte Dorf ins Freibad zu fahren.
Bei allem Schönen..es stellte sich in mir keine Freude ein..
Ein Lukischer Anruf aus Dresden streichelte zwischenzeitlich die Seele ebenso, wie Glauchauer Kurznachrichten, doch irgendwie..maaaaann, dieser Punkt muss doch endlich mal zu überwinden sein.
Kopfkrampf, ungenießbare Einsamkeit, Leere, empfundene Sinn- und Wertlosigkeit. Was mir half war die Aussicht auf den nahenden Sonntag, an dem ich mit dem Zug nach Innsbruck fuhr, um mich mit meinem langjährigen guten Freund Malte zu treffen und mit ihm 10-14Tage Zeit zu verbringen.
Allein ist halt irgendwann der schönste Sonnenuntergang nur halb so schön und nervende Dinge wie Hunger und Insekten doppelt so schlimm.
Dann kam der Sonntag. Eigentlich wollte ich versuchen, vom Autobahnrastplatz in der Nähe zu trampen, aber mit meinem Wagen nimmt mich wohl eher keiner mitm PKW mit und mit nem LKW...mistekacke, es war doch Sonntag, also fahrn die da nicht.
Naja, dann halt die 445 bisher gelaufenen Kilometer noch auf 460 ausbauen und 15km nach Osterhofen laufen, von wo die Bahn mich ins Land der Berge bringen sollte. Die Sonne kachelte echt derbe. Meine Fresse. Aufm Donauradweg, auf dem ich größtenteils lief war dennoch ziemlicher Betrieb.
Völlig verschwitzt und matsche im Kopf kam ich dann am Bahnhof an und da der Kiosk, wo man laut Schild auch Zugtickets kaufen können sollte, geschlossen hatte, holte ichs mir mein Ticket halt am Automaten. Ein netter junger Mann brachte auch grad seine Tochter zum Bahnhof und sprach mich interessiert wegen meines Wägelchens an. Zum Abschied fragte er noch, ob er mir etwas gutes tun kann, worauf ich grinsend antwortete: "nach Innsbruck fahren. ..aber wenn sie ne Flasche Wasser im Auto hätten, wäre das auch schon Freude genug!" Es gab am Bahnhof halt leider nichtmal nen Automaten, der Kiosk hatte zu, mein Liter wasser war alle und es war wie erwähnt Sonntag.
Er hatte leider nix dergleichen dabei.
Während ich dann n Kippchen rauchend über unser Gespräch nachdachte und auf mein Zugticket schaute, schlief mir plötzlich das Gesicht ein: da stand tatsächlich "Salzburg", aber ich wollte ja nach Innsbruck. Oh Mann..schieben wirs auf die Sonne, aber dennoch..fast 40€ fürs falsche Ticket.
Ich beschloss zu versuchen, das später im Zug mitm Schaffner zu klären. Bis Landshut war mein Ticket ja richtig. Nur hätte ich nach München mit dem Zug weiterfahren müssen, um ab da direkt nach Innsbruck zu fahren.
Da hupte es plötzlich und der Papa von vorhin winkte mit ner Wasserflasche ausm Auto. Ein Liter wunderbar kalt :-) Dankeschön! Dann galts noch ne knappe Stunde zu warten bis der Zug kommt.
Endlich war es soweit. Ich stieg ein, verstaute meine Taschen und suchte im klimatisierten Zug nen Schaffner. Da war aber keiner. In Landshut stieg dann ne Schaffnerin ein, zu der ich direkt ging, um die Sache zu klären. Ihre Ansicht war kurzgesagt: falsches Ticket, Pech gehabt, nicht mein Problem, gehn sie ins Reisecenter.
Toll, wie sollte ich das in 2min schaffen? Ich krampte mein Ticket raus, um einen letzten Versuch zu starten, sie davon zu überzeugen, dass ich n Ticket im ungefähren Wert der Fahrt nach München habe und dass sie einfach nur nicken müsste, statt Dienst-nach-Vorschrift zu machen
Damit das Ticket nicht knickt, hatte ichs in meinen Pilgerausweis gelegt, den sie dann natürlich auch sah. Ohne viel blabla sagte sie plötzlich ich solle zurück auf meinen Platz gehn und sie schaut dann nochmal wegen dem Ticket.
Bald darauf kam sie auch, lächelte freundlich, sagte, dass sie mich mit diesem Zug mit nach München nimmt und ob ich schon weiss, wie ich von da weiterkomme. Ja..Gleis wechseln, einsteigen, 3-4h später in Innsbruck aussteigen.
Sie wünschte mir ne gute Fahrt, ich schenkte ihr n Lächeln und Hase und Wolf lebten weiter in friedlicher Co-Existenz^^
Gegen 20Uhr fand ich mich nahe des Bahnhofs bei Jasmin, einer Freundin von Malte ein, zu der er in etwa2-3h kommen würde und wo wir beide die Nacht verbrachten. Wir hatten einen sehr schönen Abend. Es tat gut, ja sogar sehr gut, unter lieben (und vertrauten) Menschen zu sein.Der Blick vom Balkon auf die Berge und die Skisprungschanze war bombastisch. Ham ganz schön viel geraucht^^
Tagsdarauf gings nach nem Bummel durch die verregnete Stadt 20min mit dem Bus weiter nach Telfs, wo Malte&ich uns n Plan für die nexten Tage basteln wollten. Ideen gabs so einige, aber sie scheiterten entweder am Geld, oder an der Vernunft. 22h Busfahren nach Rumänien? Knapp 500€ für 2Leute für nen Zug/flug nach Italien, um in Rom am Bahnhof mit Flüchtlingen auf der Straße zu schlafen? Fürs gleiche Geld nach Israel fliegen und im täglichen Wechsel Israelis und Palestinänsern "dienen"?  Irgendwie schien alles nicht so pralle zu sein. Letztenendes kam Malte auf die Idee, zusammen den Elisabethpfad von Eisenach nach Marburg zu laufen, der ja auch n beschilderter Weg ist. Von Marburg wären es dann zu Fuß etwas über 100km nach Borgentreich zum Freakstock , wo ich bei 25angesetzten Tageskilometern pünktlich zu Beginn am 6. August ankäme.
Klang nach nem guten Plan.
In Telfs gibts auch ein Franziskanerkloster, zu dem wir abends gingen, um eine Gebetsveranstaltung zu besuchen. Diese fand nicht in der Kirche, sondern einer kleinen Kapelle im Haus statt (das man erstmal finden muss^^). Wir zogen die Schuhe aus, traten ein und...........Stille................
Erst wars komisch, aber Stille und Ruhe hatte ich in den letzten Wochen soviel, dass es mir nicht schwerfiel, von jetzt auf gleich mit geschlossenen Augen zu versinken. Ich schenkte Gott im Gebet diese Zeit der Ruhe und lud ihn ein, an mir zu tun was er mag.
Nach etwas 30-40minuten, deren Stille nur durch Magenknurren o.ä. "unterbrochen" wurde, fing ein Klosterbruder auf einmal an laut zu beten. "Herr, mit tausenden Schwestern und Brüdern auf der ganzen Welt bitten wir dich um Frieden...!" Gänsehaut. Danach folgten ein paar lateinische und deutsche Kurzgesänge. Das alles rührte mich schon sehr an, als mir dann ein Franziskaner mit der Ansage "Ein Wort Gottes für dich" ne Reihe Karten zum ziehen hinhielt, konnte ich grad noch fix die 5Worte auf der von mir gezogenen zuende lesen, bevor sie in meinen Tränen der Rührung verschwammen: "Fürchte dich nicht - glaube nur!" (Lukasevangelium 8,50) BÄMM

Nachdem ich mich wieder etwas gesammelt hatte und die "Veranstaltung" vorbei war, bat ich den Bruder um ein kurzes Gespräch. In einem Extraraum erzählte ich ihm die Geschichte meines Weges, von meinen Ängsten und meinem Ringen trotz allem Segen und so weiter. Er lächelte seelig,verständnisvoll und ehrlich und sagte, dass ich mir da wohl offensichtlich zuviel vorgenommen hab, aber das Gott nicht von mir verlangt, mich dort runterzuquälen. Ich soll mich einfach lieben lassen und in Gott ausruhen und mich füllen lassen.
Danach beteten wir zusammen ein Gebet des heiligen Franziskus:

"Höchster, glorreicher Gott, erleuchte die Finsternis meines Herzens und schenke mir rechten Glauben, gefestigte Hoffnung, vollendete Liebe und tiefgründende Demut.
Gib mir, Herr das Empfinden und Erkennen, damit ich deinen heiligen Auftrag erfülle,.den du mir in Wahrheit gegeben. Amen"
Dann beteten wir das Vaterunser zusammen und abschliessend legte er mir noch die Hände auf und segnete mich.

Keine Ahnung was genau der Schlüssel war, aber ich kam raus zu meinem seit 10min wartenden Freund und Bruder Malte und sagte glücklich grinsend auf die Frage wie es war: "Der Friede Gottes, der größer ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen!".
Endlich wieder Freude im Herzen, glücklichsein..das Gefühl, dass alles okay ist, weil Gott da is! Ach könnte man es doch konservieren..dann würde es nicht 2Tage später schon wieder so unendlich weit weg erscheinen.


Aufm Elisabethpfad waren wir dann nur 2Tage bzw 50km. Er führte nahezu ausschließlich aufm Radweg lang, was bei der Hitze nicht so nice war. 500km sind ja auch schonmal was.24€/nach p.P. in ner Pension ham mit nem Pilgerpfad ebensowenig zu tun wie n asphaltierter Radweg mit nem PFAD zu tun hat. Oft war der wegweisende Aufkleber mit dem großen E einfach nur Nummer 3,5oder7 der Bezeichung für nen Radweg.
So sind wir dann direkt nach Marburg mitm Zug, wo wir bei nem Freund von Malte und Bekannten von mir untergekommen sind. Am Samstag/Sonntag trennen sich unsere Wege dann wieder. Er fährt back to Austria und ich zum Freakstockaufbau.

Sehn wirs positiv:
3Wochen alleine pilgern auf unbeschilderten Wegen mit viel Verzweiflung und Segen
2Wochen mit nem lieben Freund und Bruder verbringen dürfen
1,3Wochen Freakstockfestival

Danke fürs mitlesen,mitteilen,mittragen,mitbeten. Über 2000Aufrufe hat diese Seite bekommen,wow! Einige von euch haben über email,facebook und handy mit mir Kontakt gehalten bzw mir Feedback gegeben, dass durch die Bank weg positiv war. Das hat mir manches Mal geholfen, glaubt mir!

Die ersten Schritte sind getan - am Ende komm ich irgendwann - irgendwie in Jerusalem an.

Dienstag, 22. Juli 2014

Beschenkt

Nach der Nacht im Schuppen gings weiter gen Süden. Die Sonne gab ihr Bestes und die An- und Abstiege waren mit 2Händen kaum zu zählen. Kaum hatte ich mich einen weiteren Berg raufgeschleppt, sahs in etwa so aus:

























und die Frage war: WARUM??? In Gedanken stellte ich mir manchmal vor, wie lange man schippen müsste, um "das Loch" aufzufüllen, damit ich nicht schon wieder bergsteigen muss :-)
Als kleine Belohnung oder Abwechslung las ich  auf nem Wegweiser "Obstlehrpfad" und praktischer Weise deckte er sich über mehrere Kilometer mit meinem Weg. Die Namen der verschiedenen Bäume waren teils sehr lustig, doch ich muss zugeben, dass ich sie trotz manchem Schmunzeln alle wieder vergessen hab. Geht doch einfach selbst bei Interesse :-P
Nach dem weiten Weg vom Vortag und den vielen Steigungen am heutigen Tag, war ich nach 20km bereits ziemlich am Ende, als ich durch eine Ortschaft lief, deren Name mir wirklich leider entfallen ist. Leider deshalb, weil es in diesem Örtchen eine wunderbare Familie gab. Ich kam zum Ort rein, ging wie immer als erstes zur Kirche zum beten und anschließend schaun, obs ne Herbergsmöglichkeit gibt, aber ihr ahnt es schon..nix. Kirche offen, aber niemand menschliches anwesend. Wenigstens gabs gegenüber nen Metzger, wo ich mir n paar leckere Käsewürstchen und evtl etwas kaltes zu trinken erhoffte. Gabs beides zum günstigen Preis und da die Verkäuferin unaufgesetzt freundlich war, erkundigte ich mich gleich noch, obs nicht n empfehlenswertes Zimmer im Ort gibt. Gabs leider nicht. Sie fragte ihren Vater, der gleich hilfsbereit herbeieilte und mir eröffnete, dass er mir in etwa 17km Entfernung etwas empfehlen kann. "17Kilometer? Also 3-4-5schaff ich heut mit viel gutem Willen vielleicht noch, aber ehrlich gesagt bin ich schon jetzt am Ende meiner Kräfte ." entgegnete ich. "Jetz nimmster dein Wogn, gehst ums Haus und ruhst di bei uns im Gartn erschdamol aus. Mir ham a Bank do und do setzt di hi. Brauchst no wos? I kimm a glei hinter." Nee, hab ja grad bei euch eingekauft ;-)
Ich tat wie mir geheissen und unterhielt mich mit ihm. Später kam sein Sohn dazu, der wie sein Vater von der Sorte Mensch war, wies auf diesem Planeten noch viel mehr geben sollte: offenherzig, freundlich, hilfsbereit, ungeheuchelt verständnisvoll, mit offenem Ohr und ohne sich auch nur im geringsten über einen Anderen zu erheben. Später redete ich mit dem Sohn noch fast ne Stunde, wobei ich erfuhr, dass er auch schon Pilgern war. Auf ner Wallfahrt nach Altötting. An die 120km an 3(!) Tagen. Fast Selbstkasteiung in meinen Augen, aber nicht das erste mal, dass ich von dieser Wallfahrt nach Altötting mit diesem Pensum auf meinem Weg durchs Bayernland hörte.
Der Vater bot mir dann an, mich die 17km zu fahren, was ich aber ablehnte, da mich die in einem früheren Beitrag erwähnte Fahrt von der tschechischen Grenze nach Hof ganz schön ausm Rhythmus brachte. Damals, als ich nach etwa 28km zehrenden Tagesmarschs liebgemeint in 20min 20km zur nexten Pilgerherberge gefahren wurde,  wurde ich an den folgenden Tagen so manches mal in Versuchung geführt, einfach bequem in den nächsten Bus zu steigen. Diesen "Fehler" wollte ich nicht noch einmal begehen.
Als ich glaubte, mich lange genug bei ihnen aufgehalten zu haben, überredete er mich dann doch mit dem Kompromiss, mich 7km zum bayrisch-böhmischen Radweg zu fahren, auf dem ich einfach nur noch geradeaus laufen müsste. Es waren dann 9, du Schlingel, aber auf der Fahrt hatten wir noch ein gutes Gespräch über Gott, die Welt und Gerechtigkeit. Sie waren wahrlich Christenmenschen.
Vom Sohnemann bekam ich beim Abschied noch ein Paket mit 5Würsten und nen 10€Schein zugesteckt, damit die Übernachtung nicht so sehr ins Gewicht fällt. Vergelts Gott, ihr lieben!
Der Radweg war super und nach ner guten Stunde sah ich am Wegesrand in Schwarzhofen bzw einem Ortsteil davon nen Bierwerbungsschirm, welcher in mir einen unstillbaren Drang nach nem kühlen Radler hervorrief ;-)
Ich setzte mich an den Tisch zu einem nett dreinschauenden Mann, der mich n bisschen an Ottfried Fischer erinnerte. Er hiess allerdings Franz, doch der Nachname stimmte :-)
Mein bestelltes Radler ging aufs Haus, also auf ihn, und er liess mir  gleich noch ein zweites bringen, weil ich wohl so fertig aussah. Wir kamen sehr leicht in ein sehr gutes Gespräch, welches über mehrere Stunden und 5oder6 Radler ging. Er war Inhaber des angrenzenden Baumarktes und eigentlich war das hier nur früher mal ne Kneipe. Die Getränke kamen also aus seinem Privatkeller..
Mein Durst war irgendwann wirklich gestillt und ich hatte ja auch noch ein Stück zu laufen. Eigentlich..denn er rief im nahegelegenen Dörfchen Girnitz an und fragte bei einer ihm wohl bekannten Zimmervermietung, ob sie ihre Zimmer auch tageweise vermieten(er war an meinem Weg sehr interessiert und so beantwortete ich natürlich auch die Frage, wie das so mit der Unterkunft läuft.). Taten sie glücklicherweise und so hatte ich nur noch 20min zu laufen. Vorher aber liess Franz mir von seiner lieben Frau noch nen Teller zu Essen bringen: ein Kotelettschnitzel mit hausgemachtem Kartoffelsalat und noch nen Gartensalat dazu. Mannomann war das lecker! Als ich dann wirklich aufbrechen musste, gab er mir noch ne Stange Marlboro mit, damit ich nicht immer Kippen drehen muss. Ein guter Mensch..und zwar nicht nur wegen seiner Geschenke!
Ich hob den Hut und machte mich auf den Weg nach Girnitz, wo ich nach nichtmal 2km durch die immernoch kraftvolle Abendsonne nett empfangen wurde. Sogar eine Badewanne gabs und meine Gastgeberin bot mir an, meine Wäsche zu Waschen und in den Trockner zu schmeissen, damit ich morgen wieder ne frische Komplettausstattung hatte. Während ich alles zu waschende zusammenkramte, liess sie mir Wasser ein.
Nach dem Bad musste ich feststellen, dass sich mein Pilgerausweis leider ebenfalls in der Schmutzwäsche befand. Erst war ich deprimiert, aber dann dachte ich nach den "Kämpfen" der letzten Tage daran, dass es vielleicht Gottes Antwort auf mein Gebet war, bei dem ich ihm um n Zeichen bat, ob er will, dass ich diesen Weg weiterlaufe,oder nicht. Es wäre schade um die schönen Erinnerungen in Form der Stempel gewesen, aber ohne diesen Ausweis kann/brauch/muss ich nicht weiterlaufen. Meine Gastgeberin hiess mit Familiennamen "Sorgenfrei" und so beschloss ich, mir zumindest für diesen Abend auch keine Sorgen mehr zu machen :-)

Morgens nachm aufstehen stand schon das Frühstück aufm Tisch und daneben lag meine getrocknete und zusammengelegte Wäsche. Natürlich schaute ich sofort in der Hosentasche nach..und da war mein offensichtlich gewaschener und getrockneter Pilgerausweis. Genauso wie ich hatte sie trotz Taschenabtasten das dünne Heftchen nicht erfühlt. Ich schlug ihn auf uns siehe da:


Kein "Ja" aber noch weniger ein "Nein". Verwendbar war er noch, also ging ich weiter.

Gegen 10Uhr war das Thermometer schon fast bei 30Grad. Mein Liter Wasser war demzufolge schnell aufgebraucht und bei jedem Ort hoffte ich auf n Geschäft, ne Kneipe oder irgendwas, wo es was zu trinken gab. Es wollte einfach nichts kommen. Nachdem der Speichel immer weisser wurde und meine Mundwinkel langsam..naja lassen wir das..jedenfalls kam dann dieser Ort:

Ich  lief die Hauptstraße entlang und zu meiner Freude war da auch gleich ein Gasthof..der leider geschlossen hatte. Zwar standen Getränkekästen vor der Tür, aber es war niemand da und einfach nehmen selbst mit Geld hinlegen konnt ich in diesem Moment irgendwie nicht. So machte ich n Päuschen, aber es kam niemand. Als ich auf nem gegenüberliegenden Grundstück nen älteren Herrn erblickte, sah ich meine Chance gekommen, ging zu ihm und fragte, ob er mir etwas zu trinken verkaufen könnte. Als er mich trotz gezücktem Portemonaies nicht verstehen wollte oder konnte, zeigte ich ihm meine angelaufene, leere Wasserflasche und fragte, ob ich sie bei ihm auffüllen darf. "Naa, i kann iana nix gehm!" sprach er durch seine etwa drei Goldzähne und ging. Ich war sprachlos und hätte am liebsten auf der Stelle die Rentenkasse entlastet.
So ging ich weiter und hoffte, die 3km oder wieviel das waren ins nexte Kaff zu schaffen, als ich ein paar Häuser weiter Leute in ner Garage rumschrauben hörte. Diesmal war kein Problem, was eigentlich kein Problem ist. "Komm rein. da vorne ist der Wasserhahn. Trink soviel du magst!"  Hab erstmal nen ganzen Liter weggeatmet. "Du kannst dir auch gern den Stuhl da nehmen. Wir sind hier gleich fertig und dann können wir n bisschen quatschen, wenn du willst." Sehr gerne!
Ich setzte mich hin, beobachtete die zwischen den Obstbäumen umherlaufenden Hühner und rauchte eine von Franzens Marlboro bis mein freundlicher Wasserspender sich zu mir setzte. Natürlich dauerte es nicht lange, bis wir über Gott und die Welt redeten. Später holte er uns jedem noch n Humpen hausgemachten Beerensaft und nachdem ich mich -weil willkommen-  schon etwa eine halbe Stunde mit ihm unterhielt, fragte seine Frau, ob ich nicht mitessen will. Es sei nur einfache Kost, aber aus eigenem Anbau. Gerne, warum nicht. In der heute extremen Mittagshitze wäre laufen eh ne Tortur. Es gab Erbspüree mit Schinken-Blumenkohl-Sahnesoße und dazu noch Salat und ein weiteres Glas leckeren Beerensaft, bei dessen Geschmack man automatisch pralle,saftige,rote Erdbeeren vorm geistigen Auge hatte. Wir unterhielten uns zu dritt sehr gut und hatten ohne zu schleimen in allem ausser der Gottesfrage dieselben Ansichten. Schee wars bei eich!
Nach wiederum  insgesamt etwa 20km war bei mir die Luft nahezu raus, aber ich wollte mein 25km Tagespensum einhalten. Eine Frau kam mir auf der ruhigen Straße mit dem Fahrrad entgegen und ich fragte sie nach einer Unterkunftsmöglichkeit in der näheren Umgebung. Sie empfahl mir das Waldhaus Einsiedel , das nur 5km entfernt war. Passt ja. Es ging zwar nur noch an der Landstraße lang, aber die war wie gesagt wenig befahren. Am Ende gings auch noch n Stück durch den Wald. Wär ja sonst auch kein Waldhäusl, ne ;-)
Fix n Radler bestellt und was zu essen dazu. Nach dem Radler fragte ich, was bei ihnen ein Zimmer kostet, worauf ich erfuhr, dass sie gar keine haben. Nee,oder??? Ich konnte beim besten Willen nicht mehr. Schon die letzten 5km fühlten sich an, als wären es 10 oder mehr und bis zur nächsten Unterkunftsmöglichkeit waren es noch 5 bzw 7km.
Als ich mich umdrehte um rauszugehn stand plötzlich eine ältere Dame vor mir, die das alles wohl mitgehört hatte und sehr interessiert an dem Pilger schien. Wir setzten uns zusammen an nen Tisch und redeten. Sie bot mir an, mich mit dem Auto zu ner Unterkunft mitzunehmen . Beim essen wurde unser Gespräch sehr intensiv, was wohl daran lag, dass sie selbst schon gepilgert ist. Als wir losfuhren erzählte sie, dass sie den Wolfgangsweg mit wiederbelebt hat und während wir uns unterhielten, sagte sie, dass sie in der Nähe von Deggendorf wohnt, also noch ein ganzes Stück Donauabwärts gen Österreich und dass es da n Kloster gibt, zu dem sie mich jetzt bringt, damit ich wieder auftanken kann. Widerrede zwecklos. Um ehrlich zu sein, nahm sie mir damit die Entscheidung ab, diesen endlos scheinenden Weg , der mich an und über meine Grenzen gebracht hat  fürs erste zu beenden. Plötzlich wurde mir sehr klar, was für ein Wahnsinn das war, auf den ich mich da eingelassen hatte. Ich war psychisch seit Tagen, wenn nicht gar schon seit der "Vorbereitung" überfordert. Es traf meinen Stolz mir einzugestehen, dass ich mir zuviel vor- und mich übernommen hatte. Was sollten die Menschen denken, die an mich geglaubt, mich unterstützt und treu für mich gebetet haben? Wie sollte ich das nur vor mir,Gott und den Menschen bei soviel erlebten Segen rechtfertigen? Ich hab sehr mit mir gerungen und eigentlich hab ich erst heute, fast eine Woche danach, in einem Franziskanerkloster in Österreich meinen Frieden damit machen können.
Doch das ist wieder eine andere Geschichte, die ich euch in nem anderen Beitrag hier aufm Blog erzählen werde.

Die mir für die Klagemauer mitgegebenen Gebete kommen dennoch an ihren Bestimmungsort. Sogar noch schneller als sie mit mir dort angekommen wären.

Wir sehn uns aufm Freakstock !




Vier Tage mit mir.

Nach dem Frühstück in Falkenberg gings am Samstag mal der Bundesstraße entlang und dann wieder bergauf-bergab durchn Wald zu meinem Tagesziel, dem Campingplatz Gaisweiher . Endlich mal keine Sorgen um nen Schlafplatz machen müssen und so den Kopf freier haben, dacht ich. Der nächste Tag war ausserdem ein Sonntag und so hoffte ich, mal wieder nen klaren Kopf zu bekommen. Für 4,80€ pro Tag mietete ich mir 2Bäume für meine Hängematte und freute mich schon auf den See. Der sah allerdings eher aus wie der Pipi-Kaka-See ;-) , weswegen ich lieber zwei Duschmarken kaufte.
Nachdem alles aufgebaut war, kam bald n Dutzend Motorradfahrer aufn Platz, die "Wild Hogs Frickenhausen" auf ihren Kutten stehen hatten und 10m neben mir ihr Lager aufschlugen. Endlich mal vernünftige Leute,hehe.
Sie luden mich aufn Bier ein(okay, es waren zwei) und später bestellten wir in Ermangelung anderer Möglichkeiten Pizza für alle. Mit einem von ihnen, der den gleichen Namen trägt wie ich, unterhielt ich mich diverse Zigarettenlängen lang teils sehr persönlich. Da saßen wir beide zusammen und stellten beim reden fest, dass wir beide mit Depressionen zu kämpfen haben bzw hatten. Ich hab mich wie bei nem Bruder gefühlt! Es war echt schön mit euch, Männers!
Der Sonntag war dann wie gesagt Ruhetag, doch in meinem Kopf kehrte keine Ruhe ein. Manche von euch wissen vielleicht um meine psychischen Probleme, für andere sind sie unvorstellbar. Man kanns gar nicht so recht beschreiben. Ich versuchs immer mit "Krampf im Kopf" auszudrücken.
Ich lag in meiner Hängematte..frei, versorgt, mit nem Ziel und vielen schönen Momenten vom Weg in meiner Birne, die ich, wie ihr lesen konntet, jeden Tag hatte. Doch ich hatte wie auch jeden Tag diesen Kopfkrampf, diese Angst im Bauch, dieses unwohlige Kribbeln, dieses ich-weiss-nicht-wie-ichs-ausdrücken-soll-es-ist-unlogisch-aber-es-treibt-mich-noch-in-den-Wahnsinn-Gefühl. Die von mir gesuchte und gewählte Einsamkeit tat ihr übriges. Ich versuchte zu schlafen-es ging nicht. Ich wollte n bissl um den Weiher spazieren-es fehlte der Antrieb. Ich wollte n bisschen lesen-ich konnte mich nicht konzentrieren und die Buchstaben verschwammen unter meinen Tränen. Ich betete und stellte mir vor wie Gott sagt "Mensch Tom, kannste ma aufhörn??"  Es schien unaushaltbar und als wäre das jetzt für immer so. Wie jeden Tag. Alles schien so sinnlos und leer(und vielleicht ist es das auch).
Keine Ahnung, wieviele Zigaretten ich rauchte. So krass und unverständlich es bei allem bisher erfahrenen Segen ist: ich wollte..ja..tot sein. Mancher mag lachen und die meissten es nicht verstehen(ich kanns ja selbst nicht so recht), doch dieses Gefühl, dieser Kopfkrampf, das/den ich fast seit ich denken kann regelmäßig (und aufm Weg eigentlich täglich) in unterschiedlichen Stärken habe, war einmal mehr so stark, dass ich (wiedereinmal) dachte "diesmal kann ich wirklich nicht mehr! Ich kann und will so nicht mehr leben!" Das Wasser in den Augen wurde nicht weniger. Wie der größte Idiot der Welt kam ich mir vor. Die halbe Welt(mindestens) würde mich um meine äusserlichen Lebensumstände beneiden..aber die  fühlen auch nicht den Scheiss, der mir so oft so zu schaffen macht. Der Tag wollte einfach nicht vergehen.
 In solchen Situationen bin ich froh, dass ich Freunde habe, die ich anrufen kann(auch, wenn ich sie nicht nerven will), oder die mich anrufen und ernsthaft interessiert fragen, wies mir geht..und die mir zuhören, auch wenn ich ne halbe Stunde rede und die dabei nicht den Hörer vom Ohr weghalten. T., P.& M..ich lieb euch, meine Brüder!
Ja..irgendwann nach endlos erscheinenden Stunden wurde es endlich dunkel und ich war vom weinen und reden müde genug um schlafen zu können.

Am nächsten Morgen hörte ich früh, wie die Biker ihre Sachen packten und schälte mich ausm Schlafsack. Wir verabschiedeten uns und ich musste leider feststellen, dass sich bei mir leider nichts geändert hatte. Ich rang mit mir, aber ich traute mich nicht loszulaufen. Mein Handyguthaben war aufgebraucht und hier gabs im Fall der Fälle wenigstens Menschen um mich rum. Besser, als alleine durch die Pampa zu laufen und mir dort das fehlende nullkommairgendwas Prozent einzufangen, das mein Ende bedeutete.
 So ging ich, als 9uhr die Rezeption des Campingplatzes öffnete hin, um noch einen Tag zu verlängern und zu überlegen, wie mein Weg weitergehen könnte. Ausserdem hoffte ich natürlich, dass sich Kopf und Bauch wieder beruhigen.

Tagsdarauf, als mich gegen 8Uhr das Hämmern der Maschinen weckte, die da am Berg Granit "abbauten" (im benachbarten Flossenbürg war früher ein "Lager zur Vernichtung durch Arbeit"" wo die Gefangenen im Steinbruch "arbeiten mussten"), beschloss ich weiterzugehen. Ich fühlte mich nicht gut, aber wenigstens aushaltbar. So lief ich und lief ich, denn ich hatte wegen des zusätzlichen Pausetags ein etwas schlechtes Gewissen und wollte ja auch endlich mal kilometertechnisch vorwärtskommen. Es waren am Ende wieder um die 30km die ich da vor mich hinstapfte. Bei Kirchens war mal wieder keiner da, so schön sie auch von aussen aussah(en). Beim einem Pfarrhaus bei dem ich klingelte, wollte mir trotz Auto vor der Tür niemand öffnen. Beim nächsten gabs nur die Kirche und kein Pfarrhaus. Ich betrat sie und wollte in der Kühle und Ruhe n bissl ausruhen und mit Gott schnacken. Doch irgendwie..Heiligenfiguren standen groß an der Wand links & rechts und vorn war ne ziemlich große Marienstatue. Nicht, dass mir der Anblick des gekreuzigten Jesus sehr gefallen würde, aber dort vermisste ich ihn. Wo war hier Jesus? Ah, da, ganz klein aufm Arm der Marienstatue. Hmm..kurz gebetet und wieder raus. Danach kam bald ein Gasthof. Gottseidank! Denn mein Wasser war seit ner Weile alle und nen Laden gabs auch schon seit mindestens 3h nicht mehr.
Dort angekommen sagte ich hallo und plötzlich sprach mich einer mit sächsischem Dialekt an. Er war 1949 als Junge von Chemnitz weggezogen und gab mir direkt n Radler aus. Bis gegen 19Uhr saß ich da mit den Leuten in meinem Shirt, das vom Schwitzen des Tages aussah wie gebatikt^^
Zimmer gabs auch hier keins. Wohl auch wieder, weils nur für eine Nacht gewesen wäre, aber was soll ichn machen? Als Alternative sollt ich bei Ferienwohnungen im Ort fragen, aber da kostet die Endreinigung schon 25€. Ne Scheune hatte da keiner, den ich fragte. Einer sagte schließlich, er habe an nem Weiher ne Fischerhütte, die er mir anbieten könnte. Kein Luxus, aber n Dach überm Kopf. So lief ich noch nen guten Kilometer und fand dann auch die Hütte, die eher n alter Schuppen war. Gut, dass ich die Hängematte dabei hatte, denn auf den schmutzigen Brettern am Boden wäre die Nacht eine weniger gute geworden.

okay,okay, um nen Gegenpol zu schaffen, hier der Blick aus der Hütte heraus: ;-)
Unter mir plätscherte das Wasser die ganze Nacht, was mich am Anfang ganz schön kirre machte, aber was solls..Dankbarkeit, Einsamkeit und Angst reichten sich die Hand.
..und so sah ich dabei aus:
Mehr demnächst.



Montag, 21. Juli 2014

Kleine Geschichten vom Weg

Der Tradition verpflichtet nach vielen Tagen wieder ein paar Zeilen von unterwegs. Sie sollen aufzeigen, wie nahe Glück und Wahnsinn manchmal (oder ständig) beieinander liegen.

Von Schwarzenbach/Saale, also dem letzten Ort vom letzten Blogeintrag ging es weiter gen Süden. Süden klingt nach Sonne, doch die war an diesem Tag hinter dichten Regenwolken, die sich den ganzen Tag lang nichts schöneres vorstellen konnten, als sich auszuregnen. 
Ich lief und lief..unds war fast schon meditativ(bisschen Reimerei muss schon sei^^). 
Das einzige an meinem Körper was nur äusserlich nass war, waren meine Schuhe. Bei jeder Pause fing ich bald zu frieren an, also laufen,laufen laufen. "Im nächsten Dorf gibts bestimmt ne Kirche, bei der ich um Obdach für die Nacht bitten kann..oder wenigstens nen Bauern, der mich in seine Scheune lässt..oder irgendwen, der am plötzlich am Wegesrand steht und sich meiner erbarmt." Das dachte ich bei jedem Örtchen, in das ich kam. Leider wollts an diesem Tag nichtmal das kleinste Kirchlein geben, bis ich beim Blick auf die Karte festellte, dass ich schon 28km gelaufen war und in 2km Marktredwitz kommt. "Ein großer Ort bedeutet ne Kirche..also weiter, Digger!"
Gleich nachm Ortseingang las ich auf einem Schild "Freie Christengemeinde". JUCHUUUU, da komm ich bestimmt unter, oder wenigstens n Tipp..dachte ich..und stand bald vor ner verschlossenen Tür, an der zwar stand, was sie glauben, aber leider keine Telefonnummer oder so. Also lief ich weiter, bis ich an der Heilig-Geist-Kirche ankam..wo ebenfalls niemand da war. 
Es war inzwischen nach 17Uhr und es regnete und regnete. So fragte ich Leute, die grad vor ihrem Haus standen und mich wegen meinem Wagen anquatschten, obs hier irgendwo sowas wie ne offene Kirche gibt. "sowas hamma hier ned und braung mer a ned!" war die Antwort. Ich solls mal in der Jugendherberge probieren. "die hat doch schon ewig zu!" sagte eine Frau, die dazukam. Beim Bahnhof sei noch eine Kirche, bei der ich es versuchen sollte. 
Als ich dort ankam traf ich auf eine Schwester, die gerade aus dem dazugehörigen Kindergarten kam und mich mit einem Lächeln und der freundlichen Frage "Was brauchen sie?!" begrüßte.
Ihr glaubt nicht, welch Balsam das für mich war. Ich erklärte woher ich komme und fragte, ob es hier einen Platz für mich gäbe. Ja, es gibt eine Notunterkunft in der Gemeinde. Ich solle das mit dem Pfarrer besprechen, der bald kommen müsste, da um7 die Messe stattfindet. Was für eine Freude und Erleichterung!
Leider öffnete beim Pfarramt niemand und der Mann, den ich in der Kirche traf meinte, er sei nicht der Pfarrer und könnte mir auch nicht weiterhelfen.
So saß ich dann naß, frierend, dem "Ziel" so nah und doch so fern auf der Treppe vorm Pfarramt und wartete. Nach ner Weile kam ein Mann vorbei und rief mir zu 
"Des Pfarramt is heit scho gschlossn!"
"mir wurde gesagt, dass der Pfarrer aber heut noch vorbeikommt." entgegnete ich.
"I bin der Pfarrer!"
"ja sehr schön! Auf sie hab ich gewartet! Sie sind der, der mir heute vielleicht Obdach gewährt." :-)
Erst sagte er, dass die Unterkunft erst ab 20Uhr beziehbar ist, da die Toilette da drin von den Gottesdienstbesuchern benutzt wird und ich dachte er macht nen Scherz. Doch er eilte zur Kirche.
Während ich da frierend saß und die Welt nicht mehr verstand, kam er nach nichtmal 2min zurück und sagte " wenns sie nicht stört, dass da eventuell jemand aufs Klo geht, kann ich sie auch jetzt schon reinlassen."
Na Halleluja! Mein Gott war ich dankbar, als ich kurz darauf diesen Raum betrat:  

Ein Dach überm Kopf, ein weiches Bett, frisch duftende Bettwäsche, n Waschbecken und ne Toilette nebenan. Herrlichst! Erstmal raus aus den nassen Sachen und n bisschen liegen :-)
Als bald darauf die Glocken zur Messe läuteten, wollten zwar mein Körper gerne liegen bleiben, aber Seele und Geist sehnten sich so sehr nach ner Predigt, nach diesen schönen,klaren, alten Liedern und der Gemeinschaft mit anderen Christen, dass ich mich doch aufraffte.
Die Lieder waren wunderbar und ich sang sie von Herzen mit, so gut ich konnte. Auch die gelesenen Bibelstellen waren eine Wohltat. 
Als es aufs Abendmahl zuging, war ich mir nicht sicher, ob ichs nehmen darf. Ich kenn mich mit den Sitten und Gebräuchen in der katholischen Kirche halt nicht so aus. Der Pfarrer nahm mir diese Bedenken allerdings, in dem er vor dem Abendmahl an Gottes Bund mit allen erinnerte und auch daran, dass wir alle(!)   Teile seines Leibes sind und Gott sich Einheit wünscht.
Alle Unklarheiten beseitigt :-) So nahm ich mit meinem katholischen Brüdern und Schwestern das Abendmahl..und es fühlte sich total gut an!
Nach der Messe ging ich Richtung meines Nachtlagers,als ich hörte, wie die Schwester vom Kindergarten einer Gottesdienstbesucherin sagte, dass ich Pilger bin, worauf sie sehr interessiert klang. Warum nicht also noch n paar Minuten Zeit mit meiner gastgebenden Gemeinde verbringen? Wir wechselten ein paar Worte und als sie ging, steckte sie mir nen 10€-Schein in die Hosentasche.
Etwas zu Essen wäre so langsam auch angebracht, dacht ich, aber die einzige Option war die gegenüberliegende Pizzeria, so sagte man mir. Das is zwar kein Pilgerstyle, aber sonst gabs halt nix. ..und wofür hab ich eigentlich gerade 10€ bekommen?
Die bestellte Pizza und das dazugehörige Radler kosteten dann 9,40€ und es gab noch nen Schnaps aufs Haus dazu. Die Pizza nahm ich mit in meine Unterkunft und während ich sie dankbar aß, klopfte es an der Tür.
"Ja, bitte?"
Der Pfarrer kam herein und sprach lächelnd "die Frau mit der sie vorhin gesprochen haben hat mich gerade angerufen. Ich soll ihnen 100€ geben." Sprachs, legte mir zwei 50€ Scheine hin und ich brachte nix ausser nem gestotterten "Gelobt sei Jesus Christus, Herr Pfarrer!" heraus. Er lächelte wieder und wünschte eine erholsame Nacht und einen guten Weg am nächsten Tag.
Was für krasse Gegensätze an ein und demselben Tag! Die Kirche hiess übrigens St. Josef Kirche, falls das jemanden interessiert.

Tagsdarauf war das Ende meiner Tagesetappe das Dörfchen Falkenberg, dass direkt an der Naab liegt. Am Ortseingang war ein Gastgeberverzeichnis, wo stand, dass es im Gasthaus zum roten Ochsen Zimmer ab 15-18€ gibt. Guter Plan B, falls bei der Kirche wie so oft bisher niemand da ist.
Ja, auch diesmal war es so. Schmuckes schön hergerichtetes Kirchlein, aber leider niemand anzutreffen oder zu erreichen. Also Plan B. War auch nicht so weit von der Kirche entfernt. Dort sagte mir die Wirtin, dass man die Zimmer erst neu herrichtet würde und deswegen gar keine anbietet. Später erfuhr ich, dass sie nur keinen Bock hatten, n Zimmer für nur eine Nacht zu vermieten, weil der Verdienst zu gering ist. Kann ich n stückweit nachvollziehen, aber dennoch bedrückte mich das etwas. Vorallem das angelogen worden zu sein. Sie verwies mich dann an eine andere Zimmervermietung, wo ich dann auch unterkam und neben einem Frühstück sogar meine Wäsche gewaschen und getrocknet bekam. (das wurde aber auch wirklich höchste Zeit, grinz).
Beim Frühstück unterhielt ich mich gut mit meiner Gastgeberin, die eine treue und ehrliche Christin war, die trotz ihrer Gebrechen und dem zu pflegenden Mann nicht jammerte, sondern mir, (der wie jeden Morgen Angst vorm neuen Tag hatte) Mut zusprach. "verlassen sie sich aufn Herrn, der wird ihnen helfen, glaubens mir das!" Es ließ mich demütig werden.
Sie erzählte mir noch, dass sie in ihrem Dorf keinen Pfarrer mehr hatten. Als sie einen neuen bekamen,nahm sie ihn über Wochen bei sich auf. Inzwischen hat er eine Wohnung..und lässt sich bei ihr nicht mehr blicken.
Die Kirche ist wenige hundert Meter entfernt, aber sie kann aufgrund ihres Alters nicht mehr soweit gehn. Mehrere Operationen hat sie hat sie hinter sich, aber es wird wohl nicht mehr  besser werden. Warum kann nicht irgendeiner diese Frau, diese sehnsuchtsvolle,auf ihren Herrn trauende, liebe(nde) Christin aufm Weg zum Gottesdienst abholen? Ich hatte wieder Tränen in den Augen. In diesem Moment aber nicht wegen mir und meinen Ängsten.

Über die Tage darauf schreibe ich ein andermal.

Bis bald, meine Lieben!




Mittwoch, 9. Juli 2014

In Schwarzenbach/Saale

Hallo liebe Leute,

der letzte Eintrag ist nun ne gefühlte Ewigkeit her. Hatte nix mit Faulheit zu tun, sondern damit, dass mir einfach kein Internetcafe am Weg begegnen wollte. Hier nun also ein Rückblick über die letzten Tage:
Ich war ja als letztens in Schwarzenberg mit der eitrigen Blase gestrandet. Zwar hatte ich das Gefühl, dass das seinen Sinn hat, aber ich dachte eher, dass ich den Leuten da irgendwie dienen kann. Das Gegenteil war der Fall: ich hatte Gebetsgemeinschaften, die sowas von voll Power waren und ich hab Befreiung und Vergebung erfahren dürfen. Doch der Reihe nach: wie einige von euch, die mich schon ein paar Jahre kennen vielleicht wissen, war ich was Sexualität betrifft nicht gerade ein Unschuldslamm. Zwar ist das etwas besser geworden in den letzten Jahren, aber die Geschichten der Vergangenheit belasteten mich tlw schon sehr. Ausserdem bin ich durch die niedrige Hemmschwelle des Internets ganz schon abgestumpft und habe Gedanken gehabt, die mir manchmal selbst Angst machten. Mir war klar, dass das irgendwann bekannt werden muss, doch mal ehrlich, kennst du jemanden, dem du deine tiefsten Abgründe anvertrauen würdest? So schob ich das sehr lange vor mir her. Als ich in Schwarzenberg im KuQ bei Ela war, kam sie irgendwann an und fragte, ob ich den ganzen Mist nicht mal ans Kreuz bringen und hinter mir lassen will. Das saß. Wann, wenn nicht jetzt dachte ich. Ich ging in „mein Zimmer“, fing an die Dinge aufzuschreiben, die mir einfielen und bat den heiligen Geist darum, die dinge aufzudecken, die wichtig, aber in Vergessenheit geraten bzw verdrängt wurden. Es kam ne ganz schön lange Liste zusammen, aber ich wollte wie gesagt endlich aufräumen in der Dunkelkammer meiner Seele. Als ich fertig war und mir wirklich nichts mehr einfiel, ging ich mit Ela in den Raum, wo immer die Gebetsgemeinschaften stattfinden und wo Lobpreis gemacht wird.(ich weiss, das hier auch Leute mitlesen, die mit Gott nix zu tun haben und denen das alles reichlich abgespaced vorkommt. Wenn jemand nicht ganz mitkommt und n paar Sachen erklärt haben möchte, kann er mir gerne schreiben, oder -was wohl schneller geht- sich an nen „echten“ Christen wenden. Ich denke jeder kennt einen, der seinen Glauben ernst nimmt).
Jedenfalls steht in diesem Raum auch ein Kreuz und dort brachte ich alles ans Licht. War ganz schön heavy mir da zuzuhören, aber ich wusste, dass es richtig, wichtig und höchste Zeit ist.
Anschließend sprach mir Ela Vergebung zu und ganz ehrlich: ich fühlte mich auch leichter. Danach saß ich noch ne Weile alleine da, schnackte ne Runde mit Gott und steckte einen Zettel in die E.D.J.E.(etwas das Jesus erledigt)-box. Anschließend ging ich die Treppe runter zu den anwesenden Leuten. Mit Grinsen wurde ich empfangen und mir wurde gesagt, dass ich „heller“ geworden bin. Unglaublich, aber schön, wenn man es selbst fühlt und andere es einem ansehen!
Das war allerdings noch nicht alles. Ich hatte noch einige Sachen aus der Vergangenheit zu klären. Ich habe weitere Dinge bereut und bekannt und hab auch Menschen vergeben (können), die mich in Kindheitsjahren tlw derbe quälten. Da dies andere Menschen betrifft und ich ihnen wie gesagt vergeben habe, möchte ich da nicht weiter ins Detail gehen. Oh, wie tat das gut. Einige Tränen flossen, aber es tat so gut loszulassen, anderen zu vergeben und dabei den Glauben zu haben, dass auch deren Leben etwas heller wird.
Die Zeit in Schwarzenberg tat mir sehr gut und hat mich gestärkt und weitergebracht. Da ich bis dato keine wirkliche Taufe hatte, sollte der Sonntag mein Tauftag werden.
Ach wie schwer fiel es mir, meine Sachen zu packen und weiter zu gehen! Am liebsten hätt ich da im Jugendhaus n mindestens 1monatiges Praktikum gemacht, doch ich will/soll doch vorangehen. Selbst mit Gott wachsen und nicht in der „christlichen Bockwurstbrühe“ schwimmen (was die Menschen und die Arbeit in Schwarzenberg keinesfalls falsch dastehen lassen soll!)
Lieberweise gingen Ela und Andre(suhbor Kolleesch!), der auch im KuQ arbeitet, die ersten 6km bis Lauter mit. Sie hatten mir ne Route über Aue nach Eibenstock rausgesucht und mir da sogar schon nen Schlafplatz bei Familie Koltermann klargemacht. Die Strecke war zwar ein paar Kilometer länger als der direkte Weg, aber dafür waren Berge Mangelware. Als ich hinter Aue den Radweg entlanglief, erhielt dieser Umweg einen besonderen Sinn: auf einmal stand da einer am Weg, der wie ich einen Strohhut trug. Da sagt man doch gerne „Glück auf“ und hebt den Hut :-)
Als ich das tat sagte mein Gegenüber „Sag mal, dein Gesicht kenn ich doch. Du hast doch in der Berufsschule hinter mir gesessen!“ Ja, Steffen, das hab ich :-) Er bat mich herein, bot mir etwas zu trinken an und letztendlich saßen wir wohl an die 2Stunden auf der Hollywoodschaukel in seinem Garten und redeten über alte Zeiten. Ich mein, ich weiss schon, dass ich früher kein Waisenknabe war, aber was Steffen da erzählte war schon heftig. Meine Hauptsätze scheinen „Halt die Fresse!“ und „Ich hau dir gleich aufs Maul!“ gewesen zu sein. Das ganze ist etwa 15Jahre her, aber es scheint schon heftig gewesen zu sein, wenn er mich nach so langer Zeit erkennt^^
Er war ganz schön überrascht, als ich ihm von meinem Weg nach Jerusalem und meiner Geschichte mit Jesus erzählte. Selbst hatte er auf „Gott und so“ leider keinen Bock, aber ich bin auch nicht auf Missionsreise. Ich mache kein Geheimnis aus meinem Glauben und dem, was Gott an mir getan hat und tut, aber ich mag die Bekehrdichkeule ebensowenig.
Es war jedenfalls sehr schön mit dir, mei Säggl! Auf deine Einladung komm ich zurück und vielleicht nehm ich dann auch das Fahrrad an ;-)
Später traf ich noch auf die Wandergruppe Frohsinn, die an dieser Stelle herzlich gegrüßt sei!

Irgendwann kam ich dann in Eibenstock an, wo Herr Koltermann mir Herberge gewährte. Er ist selbst Christ, hat eine Arbeit unter Alkoholikern angefangen, aus der inzwischen eine Gemeinde entstanden ist. Krasse Story!
Den ganzen Tag lief es sich gut, aber auf den letzten Kilometern schmerzte die eitrige Blase immer heftiger. Als ich angekommen war würde das zu einem Brennenden Dauerschmerz, der einfach nicht weniger werden wollte. Ich war an dem Punkt, wo ich mir sagte „morgen noch die Taufe und dann fahr ich nach hause und mach ne Pause, bis das ausgeheilt ist.“
Am Sonntag morgen kamen dann zwei Autos aus Schwarzenberg um mich zur Taufe abzuholen.
Was ich auf dem Weg zur Talsperre merkte: die Schmerzen waren nahezu verschwunden. Also? Hmpf, musssch wohl doch weitergehn^^
Wir liefen zusammen zum „See“ und irgendwie war ich ziemlich betrübt. Whyever. Das Wetter war wunderbar, liebe Menschen umgaben mich und ich sollte mich eigentlich freuen heute „sterben zu dürfen“. War aber nicht so. Zwar liess ich mich bewusst taufen, aber Freude wollte sich nicht einstellen.
„Ich habe dich je und je geliebt. Deshalb habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Gnade. Ich will dich wieder aufbauen. Ja, du sollst aufgebaut dastehen“ ist mein Taufspruch. Amen(So sei/ist es)

Anschliessend fuhren wir zurück zu meiner Herberge, wo ein Zettel an der Tür hing auf dem stand, dass leider niemand mehr da ist, meine Sachen im Garten stehen und man mir n guten Weg wünscht.

Okay, dann geh ich halt weiter. Wenigstens bis ins nexte Örtchen. 8km nach Carlsfeld zeigte das GPS an. Geht ja. Das es 6-7km davon stetig bergauf ging sei nebensächlich, grinz. Ja, grinz..mir war an diesem Tag nicht nach grinsen. Ich fühlte mich traurig, leer, schwach..alles mögliche nur nicht irgendwie so, dass man es halbwegs positiv umschreiben könnte. Ich war leer und verzweifelt. Mental am Ende.
Irgendwann kam ne Bank, auf der ich rastete und von der man einen wunderbaren Bilick auf das Dorf hatte. Nur freuen konnte ich mich nicht. So rief ich meinen Freund Malte an und klagte mein leid. Manchmal hilft halt nur noch n Gebet..und manchmal hat man nichtmal dafür Glauben.
Nundenn, Sonntag nachmittags hat wohl jede Kirche ausser die Heilsarmee in Chemnitz zu, also versuchte ich es gar nicht erst dort um Herberge zu bitten.  „Pension Talsperre“ klang gut und ausserdem war Sonntag, ich wurde getauft und deshalb gönn ich mir mal was. Fertig!
Verschwitzt kam ich an, bestellte mir 2Radler nacheinander und auch ein Zimmer war frei. Das sollte zwar 3Tagessätze kosten, aber hey..siehe oben.
Da sich trotz Dusche, Wäschewaschen, großem Schnitzel und Fernseher aufm Zimmer keine erträgliche Laune einstellten wollte, schrieb ich meine Eltern an, ob sie Lust haben, mit mir zu Abend zu essen. Sie kamen wirklich und wir hatten neben dem Essen n sehr gutes,ehrliches Gespräch. Fand ich echt toll! Als dann meine Mutter ins Haus ging und wieder rauskam sagte sie „ich war da gerade am Thresen und hab gesagt, dass ich alles bezahlen möchte, was mein Sohn schuldig ist“. Jesusstyle an diesem Tag der Taufe  ;-)
Der Nachtschlaf war erholsam im Doppelbett und nachm Frühstück, das inklusive war, machte ich mich wieder aufn Weg. Übern Erzgebirgskamm an der Tschechischen Grenze lang gings Richtung Klingental. Der Abstieg ging ziemlich in die Knie, weswegen ich mir vornahm, bei der ersten Kirche die kommt zu rasten. Es war eine katholische. Egal, ich bin auf dem ökumenischen Weg ins heilige Land :-)
Der Pfarrer öffnete, bot mir zu trinken an und ich chillte ne gute halbe Stunde im Hof auf der Bank. Pennerstyle ;-)
Als ich mich auf den Weg Richtung Markneukirchen machen wollte, sagte er, dass ich heute genug Berge gehabt hab und dass er mich und mein Gepäck ausm Tal rausfahren würde. Hmm,hmm..najut, okay, sind ja nur 6-7km.
Wir unterhielten uns sehr gut und beim Verabschieden wollt ich ihm 5€ geben. „Nein, umgekehrt!“ sprach er energisch und drückte mir n Zehner in die Hand.
Als ich in Markneukirchen bei der ev.-luth. Kirche um Quartier bat, gabs nicht ne freundliche Aufnahme , sondern auch n Sofa unterm Dach und als Sahnehäubchen ne Badewanne im Nebenzimmer. Herrlichst!!! Nur die Kirchenglocken hätten nicht bis Mitternacht im Viertelstundentaktbimmeln müssen. Naja, Paradies is nirgends auf Erden, aber als Heide würde ich aus trotz die Kirche meiden oder wegziehen. Früh um7 gabs dann übrigens Dauergeläut. AAAAAH!
Okay, also los, Sachen packen,noch fix den Stempel fürn Pilgerausweis holen, den Zehner vom katholischen Pfarrer weiterleiten und dann loslaufen.
Den Stempel bekam ich und dazu noch 50€ mit lieben Grüßen von Pfarrer Rentzing(?). Oh mann..schon gut, Herr, ich vertrau dir ja ;-)
Ich wollte diesen Tag Gottes Nähe besonders suchen und betete eigentlich ständig(wenn ich mich nicht wiedermal keuchend nen Berg hochschleppte). Wenn nicht, las ich halt n paar Psalmen oder sang Lobpreislieder. Dennoch, der Himmel schien wie vernagelt bzw Gott wie taub. Ich streckte mich aus und nix kam zurück. Als ich dann wieder mal nem Weg vom GPS folgte, den es offensichtlich nicht gab, stand ich kurz darauf im Grenzbach zu Tschechien. AAAAAAARGH! Egal, weiter. „Herr, hilf, ich dreh hier durch! Was soll denn die Scheisse??“ Ein Weg war nicht zu erkennen oder zu erahnen. Ich rutschte auf dem Schlamm, der nach der wiese kam regelmäßig weg und sah einfach keinen Weg mehr. Am ende, verloren, einsam und verlassen fühlte ich mich. Klatschnass geschwitzt war ich dazu und die Bremsen trieben in immenser Zahl ebenfalls ihr Spiel mit mir. In dieser Situation war ich den Tränen nicht nur nahe, aber nach etwa 20min gabs wenigstens wieder nen Weg, der diesen Namen ansatzweise verdient. Das GPS kannte ihn plötzlich auch^^ etwa 1,5-2h lief ich durch die tschechische Prärie. Ständig Bremsen abschüttelnd und dem Durchdrehen nahe erreichte ich dann einen Pfad, der nach nur 500m nach Deutschland führen sollte. Juchuuuuuuu, geschafft. Leider gabs da keine Kirche und der Bauer, den ich fragte murmelte ziemlich unverständlich. „Die nexte Kirche ist in Rehau, etwa 7km. Viel Glück.“ Glaubte ich rauszuhören. Ein Blick zum immer dunkler werdenden Himmel liess ob des nahenden Gewitters nach inzwischen 28km keine Freude aufkommen.

Wenigstens gabs da n Buswartehäuschen. Ich stellte mich unter und suchte mit dem Smartphone im Internet die Telefonnummer der Rehauer Kirche. Wenn ich schon noch so weit laufen muss, dann will ich sicher sein, dass ich da n Platz hab. Bei der 4ten Telefonnummer meldete sich jemand. Leider gabs erstmal keine guten news, denn alle Pfarrer waren bei ner Konferenz. Hmm..okay, ich rauch dann mal 1-2-3Zigaretten und freundete mich langsam mit dem Gedanken an ne Nacht in der Bushaltestelle an, als ein Auto kam und eine Frau auf mich zukam. Sie sammelte mich und mein Wägelchen ein, nahm mich mit zu sich und machte mir n paar Schnittchen. Sehr lieb! Nach einigen Telefonaten sagte ihr Mann, dass er heute noch nach Hof fährt und das es da eine Pilgerherberge gibt. Okay, schonwieder fahren, aber ja..es kommt,wies kommt.
Am Abend mit netten Menschen open air im Regen Deutschland bei 7:1 gegen Brasilien zugesehn, anschließend gut geschlafen und nach nem Frühstück für 3,50€ bei der Diakonie gings wieder aufn Weg. Erstes Teilziel sollte Schwarzenbach/Saale sein, wo es ne schöne Kirche geben sollte. Zwar waren das nur etwa 12km, aber ich betete „Gott, wenn ich heute da bleiben kann/soll/darf, dann will ich sicher willkommen sein. Also wenn, dann soll mich jemand fragen, ob ich Quartier brauche bzw will.“ Krasses Ding, aber bei dem Gedanken an die Unterkunftsorganisation bekomm ich täglich Bauchschmerzen.
Die Kirche schien zu und da es schon nach 12 war, wollte ich weiterziehn. Plötzlich war um die Ecke n Bäcker mit Stühlen vor der Tür. Okay, dann halt ne kleine Rast.
Als ich aufbrechen wollte, kam ein junger Mann namens Michael vorbei, der auch grade zum Bäcker wollte. Ich fragte ihn nach der groben Richtung zu dem Dorf, in das ich weitergehen wollte und dann hatten wir plötzlich n sehr nettes Gespräch. Ergab mir seine Nummer, falls ich heute doch nix zum schlafen finde, da ich nach den paar km doch noch weiterziehen wollte. Naja..jedenfalls lief ich weiter und da Bundesstraßenwalking bei erlaubten 70-100 mit LKW und Nieselregen nicht so toll ist, nahm ich nen kleinen Umweg durchn Wald in Kauf. Als es wieder Richtung Straße ging, waren da 2ältere Herrschaften mit Hund, die mich beim vorbeigehen wegen der Muschel an meinem Rucksack ansprachen. Es stellte sich heraus, dass er in dem Dorf, in das ich wollte früher Pfarrer war und das das mit dem Schlafplatz wohl kein Problem ist. Wars dann scheinbar doch, denn auf einmal standen sie mit dem Auto neben mir. Der Pfarrer a.D. wohnte inzwischen in Schwarzenbach/Saale, war über 30x in Jerusalem und mehrmals in Santiago de Compostella und lud mich ein, bei ihm zu Herbergen. Zurück laufen wollt ich natürlich nicht, also nahmen sie mich mit und lassen mich morgen wieder da raus, wo sie mich aufsammelten.
Nachm ankommen und gemeinsamen Kaffeetrinken traf ich mich mit Michael, mit dem ich mich super verstand und unterhielt und an dessen Computer ich seit ner guten Stunde diese Zeilen schreibe. Oops..is bestimmt n langer Text und vor 40min wollt ich wieder beim Pfarrer zum Abendessen sein..nuja..ihr habt lange warten müssen, also durftet ihr jetzt auch lange lesen :-)

Liebste Grüße,
habt Dank für eure Gedanken und Gebete!
Bitte macht weiter!
Ich danke euch und denk an euch!

Much love,
Thomasius =)

Mittwoch, 2. Juli 2014

Blasenschwäche ;-)

Am Sonntag gings wie erwähnt nur den Katzensprung von 8km vom Haus meiner Eltern in die Heilse. Das GPs-gerät wollte mich zwar an der Leipziger Straße entlangschicken, aber ich wusste es natürlich besser und lief durch den Wald.
Halb 3 kam ich an. Bald darauf wurde aus dem Nieselregen Platschregen und so war es sehr schön, dass mein Freund Rapunzel bald kam und die Tür aufschloss.
Um4 war Gottesdienstbeginn. Als 10vor4 ausser mir nur 2 andere Leute im Gottesdienstsaal waren, fühlte sich das schon etwas komisch an, doch bald darauf erlebte ich einige Überraschungen. Plötzlich fanden sich trotz des derben Regens immer mehr Leute ein.
Bei einigen Gesichtern war ich sehr freudig überrascht, sie zu sehn. Vorallem, da ich weiss, dass sie sonst eher selten in einem Gottesdienst anzutreffen sind.
Der Lobpreis war für mich sehr intensiv. Gott war spürbar da und über meine Wange rollte so manche Träne. Auch die Predigt war ermutigend. Gott geht uns/mir voraus, damit ich den Weg erkenne. Mir reichts auch, dass er mitgeht :-)
Dann sollte ich für meine Reise gesegnet werden, wofür ich mich einfach in die Mitte der Leute stellte. Nachdem der erste gebetet hatte, war es erstmal ne ganze Weile still. Das war mir so unangenehm, dass ich kurz davor war "Amen"  zu sagen, doch plötzlich betete jemand. Es waren einige, die nach und nach Worte des Segens über mir aussprachen. Tat das gut! Mögen einige davon Prophetien gewesen sei. Ich konnte mir zumindest bildlich vorstellen, wie ich mit ner Horde Freaks, die ich unterwegs kennenlerne, ne Fahne mit nem Lamm drauf schwenken in Jerusalem einlaufe :-D

Beim letzten Lied, dass ein Segenslied war, ging wie immer die Dankedose rum. Mit dem Unterschied, dass die Kollekte diesmal für mich gesammelt werden sollte. Damit hatte ich nicht gerechnet und weiter ging die Emosession, grinz
Ich mein..ja, ich hab für meine Reise ein nicht gerade hohes Budget von etwa 100€ pro Woche, aber dass bei der Heilsarmee für mich gesammelt wird, war schon nicht gleich leicht anzunehmen. Nunja..jeder, der gab wusste vorher wofür, also darf ichs auch annehmen. Ihr glaubt nicht, wie gerührt ich war. Es sind ja nun wirklich nicht gerade reiche Leute in der Gemeinde, aber am Ende kamen einige 5€-Scheine zusammen, was am Ende eine Summe von fast 120€ ergab. Selbst Carsten, seines Zeichens Leiter der Heilsarmee in Chemnitz war überrascht. "soviel ham wir sonst eher sehr selten" sagte er.
Ich war nahezu während des ganzen Gottesdienstes so geflasht, dass ich total vergessen hab, das ein oder andere Erinnerungsfoto zu machen. Shit happens. Ich hab euch im Herzen, meine lieben Freunde. Unglaublich und wohltuend, dass ich so vielen Leuten etwas zu bedeuten scheine.

Einige Leute gaben mir noch Gebete mit, die sie aufgeschrieben hatten, damit ich sie mit nach Jerusalem nehme und in die Ritzen der Klagemauer stecke. Diese Zettel und das Versprechen sie da hin zu bringen werden mich hoffentlich durch Tage tragen, an denen ich am liebsten umkehren möchte.

Nach dem Gottesdienst und einigen herzlichen Verabschiedungen hiess es, in mein etwa 2km entferntes Nachtlager zu kommen. Die wollt ich natürlich laufen, aber den Gepäcktransfer nahm ich ausnahmsweise an.
Diese 2km ging ich nicht alleine, sondern in Begleitung von Malte, der schon seit vielen Jahren ein sehr geschätzter Freund und Bruder ist und der mich wohl in Österreich/Ungarn für einige Zeit auf meinem Weg begleiten wird. Es war echt schön mit ihm zu laufen und zu reden.

Kaum angekommen wartete schon die nächste Freude auf mich. Familie Gottschalk wollte sich ebenfalls von mir verabschieden und hatte sogar noch ein tolles Geschenk in Form eines mit Fotos hübsch gestalteten Vokabelhefts dabei.
Später kam noch mein guter Freund Mario vorbei, den ich später noch auf meinem Weg treffen sollte, doch dazu später mehr.
Nach dem Abendessen und ner kleinen gemütlichen Runde am Feuer rief dann auch bald das Bett.
Noch fix meinen Gepäckanhänger n bisschen stabiler gemacht und ab zum Matratzenhorchdienst.

Am Montag morgen gings dann Richtung Adorf/Neukirchen, wo ich bei Familie Bräuer erwartet wurde. Auf dem Weg dahin kam mir auf einem Feldweg eine etwa 50jährige Joggerin entgegen. Ich hob den Hut zum Gruße und sie fragte mich, wohin meine Wanderschaft den führen soll. Es ist immer n bissl komisch für mich da "Jerusalem" zu sagen, weil ich ja  nun noch nicht wirklich lange unterwegs bin, aber lügen will ich ja auch nicht. Also sagte ich es. "Nach Jerusalem". Kaum hatte ich es ausgesprochen, kamen uns beiden die Tränen. Warum auch immer. Sie wünschte mir alles Gute und sagte, sie würde am liebsten mitgehen, aber sie hat nen Mann zu hause und irgendwie..ich glaubte ihren Schmerz spüren zu können. So stellte ich meinen Wagen ab und fragte, ob wir zusammen beten wollen.
Wir umarmten uns weinend mitten aufm Weg und es war so scheissegal, ob das jemand sieht oder was weiss ich.  Es war einfach nur wichtig das vor Gott zu bringen. So beteten wir um Liebe und um Heilung. Wir dankten Gott für das, was er schon gutes getan hat und verabschiedeten uns dann.
Meine Fresse. Kaum 2km gelaufen und *BÄM* - Gott sagt "guten Morgen!".

Kurz nachdem ich in Adorf ankam beganns auch gleich ordentlich zu regnen. Ich saß derweil mit der Familie am Tisch, und liess mir die gute Hausmannskost (Kartoffeln, Sauerkraut und Roster) schmecken.Später fuhr ich mit Alex, dem Sohn des Hauses noch rum, um n paar ordentliche CROCS  aufzutreiben. Leider vergeblich. Überall gabs wenn dann nur die billigen Kopien, oder halt nicht meine Schuhgröße. :-(
 Am Abend schauten wir in der Garage der Nachbarn das Deutschlandspiel. Dank der Verlängerung gings heut ziemlich spät ins Bett.

Nach einem guten Frühstück wäre ich es eigentlich gewesen, der dran war etwas zu geben, aber nein, mir wurde ein Reisesegen und 2Scheine zugesteckt. Ich begreif das einfach nicht. Ich bin froh und dankbar über ein Nachtlager und werde zusätzlich mit gutem Essen, guter Gemeinschaft, Gebet und Geld beschenkt. Und das nicht zum ersten mal auf diesem (bisher kurzen) Weg.

Ein weiteres Mal machte ich mich gerührt auf den Weg und dankte, als ich die Hauptstraße verließ laut dem Herrn (und bat natürlich auch um Kraft und Segen für den Tag, denn heute wollte ich nach den 2halben Tagen endlich n bisschen Strecke machen. Etwa 28km sollten es bis zum Tagesziel Schwarzenberg sein. Da die Füße sich in den letzten Tagen immer lauter zurück aufs Sofa sehnten, wiederholte ich mantraartig immer wieder den Vers "die auf den Herrn vertrauen erhalten neue Kraft..schwingen zum Himmel, wie die Adler" etc.
Es lief sich auch ganz gut. Komischerweise. Es kam mir fast vor wie rennen, aber es fühlte sich gut an. Kurz darauf brach die Schelle einer Halterung meines Gepäckwägelchens. MIST!!! Gaffa hält die welt zusammen. Also probierte ich es erstmal damit und rief dann meinen oben erwähnten Freund Mario an, der versprach, mich im Laufe des Tages aufzusuchen.
Kurz vor Dorfchemnitz war es dann soweit:




Neue Schellen wurden angebracht, mit Kabelbindern und ner Gewindestange gearbeitet und irgendwie..es lief sich noch besser. Wow! In nullkommanix war ich in Zwönitz.
Der Berg, der dann kam zog sich ziemlich hin und da es keinen Fußweg oder Seitenstreifen gab, nahm ich den nexten Feldweg, der in einen Wald und irgendwann wieder zur Straße führen sollte.
Dummerweise waren die alten Wege, die das GPS  anzeigte wirklich sehr alte Wege. So alt, dass man sie teilweise nur noch erahnen konnte. der Wagen hoppelte durch den Wald und ich hätte mir am liebsten selbst dafür in den Hintern getreten, dass ich die "sichere" Straße verlassen habe.
Im Endeffekt waren es ca 2km Umweg, was die Tagesgesamtkilometerzahl auf ne runde 30 brachte.
Die letzten 5-6km davon gings eigentlich nur noch berab. Besser als umgekehrt mit dem Wagen, aber es forderte ziemlichen Tribut von Knien, Waden und Füßen. Die Fußsohlen erspar ich euch...


Endlich kam ich bei Ela und Ria in Schwarzenberg an und bezog im Jugendhaus kreuzundquer Quartier. Ein wunderbares Haus mit vielen wunderbaren Geschichten, in denen Menschen geheilt und Nächstenliebe praktiziert wird.
Dass ich lief wie ein Pinguin ist sehr wohlwollend formuliert. Der linke Fuß ist angeschwollen, die Blasen bekamen noch 2-3 Geschwister und eine brannte und brannte, ob man sie berührte oder nicht.
So entschied ich mich notgedrungen, heute einen Ruhetag einzulegen und meinen Füßen im Thermalbad Schlema etwas Gutes zu tun. 2h Bad und dann noch ne 15minütige Fußmassage. Die erste meines Lebens, aber garantiert nicht die letzte :-D
Die Masseuse riet mir, meine Füße mal nem Arzt zu zeigen. Als Ela mich mit dem Auto vom Bad abholte, hatte sie schon nen Termin bei ner Freundin klargemacht, die nen eigenen Salon für Hände, Füße und was man sonst noch so hat besitzt. Schnell war ich an der Reihe und schnell erfuhr ich, dass ich auch morgen ganz bestimmt nicht weiterlaufen kann. Als es dann hiess, dass ich das nem Chirurgen zeigen soll, war ich schon n bissl verzweifelt. Gerade mal eine Woche unterwegs und schon sowas. Sie desinfizierte die Stelle und stach dann mit ner Kanüle rein, um den Druck abzubauen und da kam wohl einiges an übelriechendem Eiter raus.
Zurück im kreuzundquer und mit Crocs in meiner Größe ausgestattet gabs dann n Kamillefußbad für mich und anschließend  gabs ne Creme auf die "Wunde". Nun sind wenigsten schonmal die nervig brennenden Schmerzen weg und ich kann wieder stehen (und 2x hintereinander beim Kickern verlieren, grinz. Wer mal von nem Mädel besiegt werden will, der komme hier im KuQ vorbei und fordere Jess und/oder Ria heraus ;-) )

Nundenn, genug der vielen Worte,
bis bald und habt vielen Dank für eure Gedanken und Gebete!



Sonntag, 29. Juni 2014

Die ersten 4Tage unterwegs

Am Mittwoch sollte es früh losgehen, aber der Regen wollte mir wohl klar machen, dass es nicht unbedingt nötig ist, früh um8 zu starten. Gegen mittag gings dann los. Erst zur Nikolaikirche den ersten Pilgerstempel holen und dann über Connewitz raus aus der Stadt. Naja, mehr oder weniger, denn mein GPS lotste mich immer schön der Hauptstraße entlang. Ich lief und lief und irgendwann wurde es dann auch duster. Kurz nach acht war es inzwischen. In der Kirche zu Kahnsdorf fragte ich nach Wasser und ob ich meine Hängematte irgendwo aufhängen könnte. Wasser ging. Also noch n bisschen weitergeschleppt und bald darauf von der Straße in nen Waldweg abgebogen, wo sich nach 1-200m auch 2 hängemattengeeignete Bäume fanden.




Als das Teil endlich hing, wollt ich nur endlich mal für 5min die Füße hochlegen. Nachts gegen 2 weckte mich dann das wirklich gruselige Bellen eines Hundes. Aller paar Sekunden kam es aus ner anderen Richtung. Er schien keine 20m von mir entfernt zu sein.
Um ehrlich zu sein: ich mag Hunde (wenn se lieb, oder hinter nem Zaun sind), aber da hatte ich echt Todesangst vor dieser wilden Bestie, in deren Gebiet ich eingedrungen war. Nach ner Stunde war mir das eingekreise zu blöd und ich stieg wütend und ängstlich mit  "verpiss dich du scheiss Töle und lass mich schlafen , oder beiss mich endlich tot" aus der Hängematte. Er hat meine Angst bestimmt gerochen, aber er liess mich dann bis halb7 schlafen. Dann mimte Bello den Wecker. Naja, die Vögel hatten zu dem Zeitpunkt eh schon lang genug rumgeschrien. also Sachen packen und los.

In Neukieritzsch gabs nen Dorfbäcker und so konnte ich mich günstig mit Speis und Trank versorgen. Cola am Morgen vertreibt Energiehaushaltssorgen, grinz.
Nach ca 8km kam ich in Borna bei der "Evangelisch-Lutherischern St-Marien-Kirchgemeinde" an. Heisst echt so :-) Ich bekam meinen nächsten Pilgerstempel und frühstückte im Schatten der Kirche.
Unterwegs stieß ich immer wieder auf verschiedene Wegweiser: vom Jakobsweg, vom Lutherweg, von der Via Porphyria und dem 7-Seen-Wanderweg.  Eines haben alle gemeinsam: Sie scheinen eher für Radfahrer gemacht. Zumindest, wenn ich mir die Abstände der Beschilderung und die Art der Wegführung anseh: Sehr oft Radwege neben der Bundesstraße. Ist nach ner Weile nicht mehr sooo geil für die Füße.

Gegen abend erreichte ich Greifenhain bei Frohburg. Da ich auf sone Hundeaction nicht noch einmal Bock hatte (wie soll das nur erst in Rumänien werden???), lief ich den steilen Berg zu der schönen Kirche mit den zwei Türmen  rauf und klingelte im Pfarrhaus. Ich fragte, ob ich mein Wasser auffüllen und vielleicht meine Hängematte im Pfarrgarten aufhängen darf. Die gute Ute ließ mich ein und nach nem Telefonat durfte ich mich auf den Sofas im Raum der jungen Gemeinde ausbreiten. Herrlich! Weich und hundefrei. Später kam Madame vorbei und lud mich in den Dorfgasthof zu nem stärkenden Bauernomelette ein.
Ute fuhr in der Halbzeitpause des Deutschlandspiels nochmal los in den Supermarkt, und brachte mir Creme für meinen wundgelaufenen Hintern mit (nur, damit ihrs wisst,hehe).
Die Nacht war wunderbar erholsam. Hab nochmal tausend Dank, liebe Ute!

Nachm aufstehn wollte ich schlauer sein, als die Tage davor und mich morgens schon um die Herberge für die Nacht kümmern. Ist ja schon n bissl Nötigung, wenn man abends klingelt und um sofortige Hilfe bittet.
Penig wäre mein Tagesziel gewesen. Also rief ich dort in der Stadtkirche an und trug mein Anliegen vor. Leider war dort nur bis mittag jemand da. Man gab mir die Telefonnummer eines Pilgerbetreuers, der mir evtl weiterhelfen könnte. Falls ich keinen Erfolg haben sollte, würde man schon wetwas finden, hiess es.
Ich rief da an und der nette Herr Reichenbach erzählte mir von den Pilgerherbergen in Penig, die allerdings 2Pensionen und ein Hotel waren, welche wohl nicht meinem Budget entsprachen. Er sagte, er würde sehen, was er tun kann und mir in ner halben Stunde ne SMS schreiben. Hat er auch gemacht und so lief sichs dann schon leichter und entspannter mit dem Wissen, dass man erwartet wird und am abend nen Schlafplatz hat.
Unterwegs probierte ich diverse Sorten Süß- und Schwarzkirschen am Straßenrand und versuchte bei 3Kirchen einen Stempel zu bekommen, aber überall war nur der Friedhof offen. Zwischendrin hielt ich auf ne Zigarette bei 3 Bauarbeitern an, die an dieser Stelle herzlich gegrüßt sein sollen :-)
Auf den Dörfern kommt anscheinend nur noch Sonntags und dann tlw nur alle paar Wochen n Pfarrer.
In Langenleuba - Oberhain brachte man mich mit dem örtlichen Pfarrer a.D. in Kontakt, der zwar keine Stempelgewalt mehr hat, aber handschriftlich bestätigte, dass ich in L-O in der Kirche war. Was für ein lieber Mensch. Er erinnerte mich vom Aussehen an Pastor Wilhelm Busch, dessen Bücher ich ob des klaren Evangeliums sehr gerne las.
Der Pfarrer wünschte mir Gottes reichen Segen für die Reise, und ich schleppte mich weiter. Vom Knie abwärts tut eigentlich alles weh, aber die Blasen merkte ich so nicht mehr ganz so sehr.

Dann war es endlich soweit: ich kam bei der erhaltenen Adresse an und wurde sehr lieb empfangen.
 Setz dich, trink was, magst du duschen, hast du Hunger!?  Ach war das schön auf der Bank zu sitzen und die Beine auszustrecken.  Die Kids interessierten sich auch für den Typen mit seinem komischen Wägelchen.
Als ich anfing Gitarre zu spielen, brachte der kleine seine. "Schornsteinfeger, Schornsteinfeger, komm heraus und kehre aus". Mit genau diesem Lied hab ich vor etwas mehr als einem viertel Jahrhundert im Pionierhaus auch angefangen. Und ich hatte dann lange Zeit genausowenig Bock, wie der Lütte :-)
Als ich später auf der Wiese saß und dem Hausherren(der übrigens der Sohn des Pilgerwegsbetreuers war, den ich am Morgen angerufen hatte) dabei zuschaute, wie er für mich ein großes Zelt aufbaute (war weder faul noch dekadent, sondern halt fertig und ziemlich manövrierunfähig) kam die Tochter des Hauses mit ihrer Freundin an und wollten mich "inteviewen". Das Mikro war ne Papierrolle mit ner aufgesteckten Alufoliekugel. Sie hatten sich sogar Fragen aufgeschrieben. Kein Geblödel, sondern ehrliche Fragen nach meinem Weg und dem Warum. Am Ende bedankten sie sich und hatten sogar noch ein kleines Geschenk für mich: sie hatten einen Apfel so eingepackt, dass er wie ein großes Bonbon aussah und die Enden mit Grashalmen zusammengebunden. Was für süße Mäuseln :-)
Das spätere reichliche Abendessen war dann noch immer nicht die Krönung, nein, der Herr Pilgerwegsbetreuer hatte noch die Anweisung gegeben, mir Fußsalbe zu besorgen und so hielt ich auf einmal ne Tube Allgäuer Latschenkiefer in der Hand.
Im Zelt lag dann abends übrigens ne Matratze. Trotz meines Redeschwalls hatten meine Gastgeber sich gemerkt, dass ich die Hängematte auch deswegen dabeihabe, weil ich wegen Rückenschmerzen nicht so gut aufm harten Boden schlafen kann. Dass es nach der erholsamen Nacht noch ein deftiges Frühstück mit der Familie gab, krönte meine Zeit in Dittmannsdorf bei Penig.
 Während ich das schreibe, bin ich erneut gerührt von soviel Liebe und Dienst am Nächsten! Vergelts Gott reichlich, lieber Sven, liebe Becka und ihr lieben Kids! Herzlichste Grüße an den Herrn (Schwieger)Papa.

Gegen 10 brach ich dann auf Richtung Röhrsdorf. Immer schön die Dorfstraße lang. Bergauf, bergab, bergauf, bergauf. Mein GPS lotste mich im Wanderermodus schön an der B95 entlang. Wo soll da bitte n Fußweg sein? Der Wagen hoppelte hinter mir her. Irgendwann hatte ich genug davon und bog in einen Feldweg ein, der parallel zur Bundesstraße zu verlaufen schien. Nach 1-2km war Ende im Gelände. Nur noch hoher Klee. Umkehren? NÄÄÄ!!! Also benutzte ich mein Wägelchen als Planierraupe. Die Packtaschen waren voller Blattläuse, als ich wieder an ne Straße kam^^
Bei einer Pause stellte ich fest, dass die Sohle der Sandalen, die ich statt der Wanderschuhe trug schön quer eingerissen waren und so kaufte ich mir im nexten Asiashop son paar Gummischuhe. Lief sich nicht gut, aber besser. Waren halt nicht die originalen Crocs, die mich aufm Camino Portuguese wie auf Wolken laufen ließen.

Die letzten Kilometer waren dann ne ziemliche Quälerei. Besonders der Hartmannsdorfer Berg  zog und zog sich und immer weiter Asphalt und Steine.
In Röhrsdorf angekommen ging ich direkt zur Kirche und bekam da den bisher schönsten Stempel des Weges.

Der Abend bei meinen Eltern war dann sehr schön. Bestes essen a la Mama, ne große Badewanne, liebe Hundis, die endlich mal wieder mein Gesicht abschlecken wollten, bequemes rumlümmeln beim Fußball aufm Sofa und das Gefühl etwas gutes zu tun und Menschen zu helfen, als ich meine Ellis in die Welt von youtube einführte ;-)



Nunja, ich weiss nicht, wie weit ich kommen werde. 80km von ca 4000 sind geschaft..2% also und meine Füße schreien. Allerdings weiss ich, dass sie das die ersten ein-zwei Wochen immer tun und so wird gebissen, auch wenn ich tlw laufe wie n Pinguin ;-)


In 2h tippel ich los zum Godi in der Heilse. Nur 8km heute, also ca 1/3 der sonst angedachten Tagesstrecke. Ich freu mich auf so manche Gesichter.
Bis denne,
euer Tom

Donnerstag, 19. Juni 2014

Zwischen Aufregung, Angst und Segen.

Zunächst einmal verzeiht bitte, dass seit dem letzten Post soviel Zeit vergangen ist. Ist ja nicht so, dass ich keine hätte, alledings wusste ich in den letzten Wochen oft selbst nicht, wo vorne und hinten ist bzw wo vorne und hinten sein könnte. Im Endeffekt ist die Zeit vorbeigeflossen. Oft ungenutzt, aber ich hatte täglich das Gefühl, dass alles total anstrengend und aufreibend ist. Nur passiert ist nicht soviel.

Naja, versuchen wir mal ne Bestandsaufnahme:
Pilgerausweis - check.
Rucksack: check
wasserdichte Packtaschen: check
Das GPS-gerät wurde ziemlich schnell geliefert und überforderte mich auch ziemlich schnell. Es gab Momente, da hätte das offene Fenster mich fast dazu verführt, dieses Teil ausm Fenster zu haun. Am Ende wars so wie oft: man erzählt Freunden von seinem Leid und dann kennt irgendjemand irgendwen. Dankbarste Grüße gehn raus auf die Mühlenstraße und natürlich nach Rottluff. Nun hab ich wenigstens schonmal ne brauchbare und routingfähige Karte und n paar Tracks :-) Z.B. in der Türkei beschränkt sich der Detaillgrad zwar augenscheinlich auf Autobahnen und Landstraßen, aber was solls..wenigstens hab ich nicht nur die Sonne zur Orientierung, grinz.
Für die Stromversorgung von GPS-gerät und  Digicam (hab noch immer keine. wenn jemand eine brauchbare hat, die er die nexten Monate nicht brauch und mir ausleihen würde, wäre dat super!) gabs dann noch ne Solarmatte , welche erfolgreich getestet wurde und nach ca 3h in der prallen Sonne alle 4Akkus geladen hatte.
Gestern hab ich im Hinterhof mal meine tolle Hängematte ausprobiert. Schönes Teil! Schlechter als in den letzten, durchwachten Nächten werd ich da auch nicht schlafen.
Als Ergänzung hab ich noch n tarp , das ich aber noch nicht getestet habe.
Als letzte Einkäufe gabs die Woche noch ne zweite Zip-hose,, ne Regenhose, n Strohhut, ne Sonnenbrille, Hirschtalg, 10 Notfallenergieriegel  sowie  n Nagelknipser, Blasenpflaster und so Kleinkram. Toll was man alles braucht, oder brauchen könnte, nech :-D


Jetzt "fehlen" eigentlich nur noch 4 weitere Akkus zur Sicherheit, ne Digicam, Gottvertrauen und Gottes Segen. Toll wäre n übersichtlicher MP3-Player für Musik/Hörbucher/Andachten/Predigten, aber nee, ey ich hab jetzt keen Bock mehr. Es kommt wies kommt und ab Mittwoch vormittag setz ich einen Fuß vor den anderen.
Der Reiseführerstapel von dem ich beim letzten mal schrieb, liegt immernoch fast genauso da. Ich denke, ich kopier mir die Seiten mit den Redewendungen raus und lass mich einfach auf möglichst direktem Weg treiben.  Sehr beruhigt hat mich da Andreas Aschauer,  dessen Buch ich regelrecht gefressen habe. Er hat mir erzählt, dass er ne grobe Route hatte und dann Sonntags, am Ruhetag den neuen Wochenplan erstellt hat. Das ist ne sehr gute Idee, denn wie soll man auch groß +4000km planen, wo jeden Tag etwas dazwischenkommen kann? Aus Erfahrung sag ich: der Versuch kann einen an den Rand des Wahnsinns bringen :-D
Da Johannes nicht weit weg von der Donau wohnt, an der ich mich von Regensburg bis fast Budapest orientiere, hab ich seine Einladung zur Herberge bei ihm auch herzlich gern angenommen. Sicherer als bei einem Polizisten kann man doch gar nicht nächtigen :-)

Nujane, soweit so gut. Mein Gepäckvehikel ist übrigens auch noch nicht fertig. Nexten Dienstag hab ich ein letztes Date in der Fahrradselbsthilfewerkstatt, dann pack ich mein Zeugs, und nach ner bestimmt schlaflosen Nacht gehts mit Peilung Chemnitz los.

Wer Bock hat, mich nochmal zu sehn/mich für bekloppt zu erklären/ für mich zu beten, der sei nochmal am Sonntag, den 29.6. in die Heilse zum Gottesdienst eingeladen.


Habt Dank für eure Gebete und Gedanken!
Mittli du fürs dezente Popokicken, ohne dass es diesen Post'(zumindest heute) nicht gegeben hätte  :-)

Dienstag, 20. Mai 2014

Packesel mit Krücken

Die Zeit läuft und läuft. An manchen Tagen hab ich gar das Gefühl, die Uhr würde sich immer schneller drehn, damit dieser 25.Juni endlich aufm Kalender erscheint.
Heute nun wirds endlich wieder praktisch. Nachher treff ich mich mit Bastelbube Arndemann, um in der Fahrradwerkstatt auf low level etwas wie das hier zu basteln.  Verarbeitet werden dabei auch zwei ausrangierte Krücken von meiner Muddi.:-)
Ich hab öfter drüber nachgedacht, ob man als Pilger seinen Rucksack nicht eigentlich aufm Rücken zu tragen hat. Mit den 8kg+Wasser, die ich aufm Jakobsweg hatte, wäre das auch kein Ding. Allderdings ist der Weg nach Jerusalem nicht "nur'" gut 800km lang, sondern eher 4000. Weiterhin kommt diesmal mehr Zivilisationsequipment wie GPS-Gerät, Solarmatte, Akkus + Ladegerät, Haarschneidegerät+Netzteil und n altes Handy+Netzteil mit. Auch Wasser und Essen werde ich mehr bevorraten und somit auch mittragen müssen. Hinzu kommt noch Hängematte, Plane, etwas mehr zum lesen als die Bibel, sowie Kochgeschirr und schwuppdiwupp  biste bei 15kg oder mehr. Da bestünde akute Gefahr, dass ich in der Mittagssonne in der Nahrungskette  nach hinten durchgereicht werde :-D

In den letzten Wochen war es immer wieder schön zu sehn, wie Dinge sich ergeben oder fügen. Wie es step by step und ohne Druck vorangeht. Da ergibt sich hier die Sache mit dem Wagen, da find ich dort Kaufberatung und Sponsoring fürs GPS-Gerät, dann fragt n Freund "brauchste eigentlich ne Regenjacke?" und drückt mir eine in die Hand,  da kann ich mir aufn Ausweis ner Freundin kostenlos Reiseführer aus der Bibliothek ausleihen und sogar die Wanderschuhe sind ein wie für meine Füße gemachtes Geschenk.


Hab Dank, Gott.
Für dich und für Freunde.
Warum hab ich eigentlich so oft so viel Angst?

Mittwoch, 7. Mai 2014

Noch 7x7 Tage...

...sinds bis zum Aufbruch am 25.Juni. Die Stimmung schwankt nahezu täglich zwischen "endlich!" und "nur noch?".
Gestern war ich zur 3. und letzten Behandlung bei einem befreundeten Zahnarzt in Berlin , den ich Anfang des Jahres zufällig kennenlernte.Nix musste gezogen werden, das Leiden hielt sich dank Tobias und Vanessa sehr in Grenzen und ich brauch nun keine Angst haben, dass ich im Falle eines Notfalls in der Pampa gar nicht, oder mit Hammer und Sichel Meißel behandelt werde. Ich kann diese Praxis nur loben. Termine gabs nicht nur für in nem Jahr, sondern ziemlich zeitnah, es wurde auf meine Ängste eingegangen,sich Zeit genommen und am Ende kam stand ein mehr als befriedigendes Ergebnis. Da fährt man doch gerne 2h für 7€ mit mein-fernbus.de von Leipzig nach Berlin.

Joar..ansonsten hab ich mir letzte Woche noch Reiseführer für Ungarn, Rumänien, Bulgarien, die Türkei und Israel in der Bibliothek besorgt, die mir dabei helfen sollen, meinen Weg zwar nicht total zu planen, aber die Länder doch bewusster zu "durchlaufen". Der Berg an Seiten schaut mich aufgrund von wenig Beachtung bisher aber nur leicht vorwurfsvoll an. Was solls, sind ja noch 7x7Wochen :-)
Derzeit lese ich n anderes Buch, welches mir am Sonntag auf nem fränkischen Flohmarkt unwiderstehlich ins Auge sprang und seine 2€ schon aufgrund der Aufmachung wert ist. ;-)

Es geht voran.



Montag, 28. April 2014

A - wie aller Anfang muss erstmal gemacht sein

das ist er nun, mein erster Blogeintrag zu meiner Reise nach Jerusalem. Das es diesen Blog geben wird, stand ausser Frage, nur das wie, wo und wann war bis eben noch nicht klar :-)
In den Wochen seit meiner Entscheidung ist die Menge an Gedanken nicht wirklich kleiner geworden. Im Gegenteil, immer neue Fragen tauchten auf und erforderten Beachtung:

Wo denn nun lang?
Wann ist die beste Zeit?
Reichen da die 100€/Woche, die ich zur Verfügung hab?
Zelt, oder Hängematte?
Wird der Rucksack nicht langsam schwer? Packt das mein Rücken?
Wie soll das alles gehn, ohne Beschilderung des Weges, ohne Pilgerbrüder am Abend in der Herberge, mit der Spachbarriere und den Rumänenbanden, die da im Wald liegen, wo ich langlaufen will. :-D
Und die richtigen Karten dafür. Und die Route gilts zu planen bzw bei wegeundpunkte "abzuklicken".
Was ist denn da in der Türkei los? Schonmal was vom Taurusgebirge gehört?
 Achja..und da war ja auch noch Syrien, durch das ich durch wollte/-müsste und n GPS-Gerät brauch ich auch noch(welches man widerum nach Syrien nicht einführen dürfte).
Syrien..das auswärtige Amt warnt seit letztem Jahr Juni ausdrücklich vor Reisen dorthin, das Konsulat in Damaskus ist nicht mehr besetzt und es wird dringend geraten auszufliegen, wenn man noch im Land ist. Und obwohl vieles nicht so heiss gegessen wird, wie es gekocht wird, machen  Geschichten wie diese  nicht gerade Lust auf dieses Land. Entbehrungen gehören zum Pilgern dazu, aber dort durchzugehn, obwohl es noch zwei andere Möglichkeiten gäbe, wäre wohl eher dem Wahnsinn, als der Abenteuerlust und Gott-/Sinn-/Selbstsuche zuzuschreiben. Schweren Herzens zwar(und vielleicht eröffnet Gott ja auch unterwegs diesbezüglich noch nen Weg ), aber wie ich denke richtig, habe ich nun zwei eventuelle Alternativen gefunden:
Variante 1 ist, dass es wohl ne Fähre zwischen Iskenderun und Haifa gibt. Ne Seite der Reederei ist allerdings nicht zu finden. Alternativ dazu gibts ne Fähre ab Alanya nach Nordzypern. Im Süden von Zypern, gäbs dann "Anschluss" an ne Fähre nach Israel. Kosten hierfür währen jeweils um die 800€ insgesamt, Ich würde versuchen, mit nem "Pilgrim needs a lift to Israel"-schild  zu trampen, da sich die 800€ ab Iskenderun für ein Auto mit bis zu 4Personen bezieht.
Variante 2: in der gebirgigen Türkei nur bis Istanbul zu laufen, von da nach Aman in Jordanien zu fliegen und meinen Weg dort fortzusetzen.
..aber als Pilger fliegen?..Schiff bzw Boot wäre ja okay :-)
Am Ende wirds wohl so, dass ich bis nach Iskenderun laufe, und wenn sich das mit der Fähre als Luftnummer erweist 200km "zurück nach Mesrin, von wo die fähre nach Zypern ablegt.

Der Weg ist lang, der Möglichkeiten viele
am Ende führts mich wohl zum Ziele.
Hoffentlich :-)

Ich würd mich jedenfalls sehr freuen, wenn der ein oder andere sich von Zeit zu Zeit hier her verirrt und Anteil nimmt. In den 6Monaten, die ich ab 25. Juni unterwegs sein werde, werd ich oft mit Gott und mir allein sein, was auch gut und ein Grund für den Weg ist. Dennoch hab ich mich schon 2008, als ich aufm Jakobsweg in Spanien unterwegs war oft über kleine Zeichen aus der Heimat gefreut. Diesmal bestimmt umso mehr.
Am Sonntag, den 29. Juni komm ich in der Heilse in Chemnitz vorbei, um mir den Reisesegen geben zu lassen und dann heisst es: "Tipp-Tapp nach Regensburg, dann der Donau entlang bis so ungefähr Budapest und dann mal gucken". Aufs GPS-gerät zum Beispiel :-)